Wissenschaftliche Tagung des VNO
am 20. Oktober 2019

Vulkanismus in Rhön und Vogelsberg

 

Jörg Burkard begrüßte die etwa 60 im Vortragssaal des Kanzlerpalais anwesenden Zuhörer  im Namen des VNO-Vorstands. Manfred Schulz schloss sich der Begrüßung im Namen des geologischen Arbeitskreises und der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft (DVG) an, die bei der Planung und Finanzierung der Tagung beteiligt war.                                                

Prof. Dr. Heiner Flick eröffnete die Veranstaltung und gab eine ausführliche und sehr anschauliche Einführung in den Rhön-Vulkanismus. Über einem triassischen Sockel aus Buntsandstein, Muschelkalk und stellenweise vorhandenem Keuper liegen durch Vulkanismus entstandene Basaltdecken, die somit die Triaslandschaft stellenweise überformt haben. Vor allem auf der zentralen Hochfläche der Hohen Rhön findet sich eine ausgedehnte, mehr oder weniger geschlossene Basaltdecke. Die tertiären Vulkane der Rhön sind vergleichsweise jung und wurden hauptsächlich in zwei Förderphasen (21–18 mill. Jahre und 14–11 mill. Jahre) gefördert. Darüber hinaus gibt es in der Rhön zwei unterschiedliche Eruptivgesteine, die nicht durch Übergänge verbunden sind: die Basaltfamilie (basalitische Schmelze) und die Trachytfamilie (phonolitisch-trachylitische Schmelze). Da Basalt und Phonolith aufgrund ihrer Genese und Zusammensetzung eng miteinander verwandt sind, sind zur sicheren Bestimmung weiterer Mineralstoffkomponenten und damit zur noch genaueren Klassifizierung der beiden Gesteins-Familien Untersuchungen in doppelt polarisiertem Licht notwendig, so Flick. 

Beide Eruptivgesteine sind sehr hart und setzen der Verwitterung und Abtragung großen Widerstand entgegen, so dass insbesondere in der Kuppenrhön Basaltkegel heraus modelliert wurden, die so charakteristisch für das Landschaftsbild der Rhön sind.                                                                                                         

Anhand von Fotos, Kartenmaterial und Modellen veranschaulichte der Referent an Beispielen aus der Hohen Rhön die erste vulkanische Phase, aus der die meisten Basaltvorkommen stammen. Hier wurden die Wasserkuppe und der Schafstein erwähnt. Anhand einer modellhaften Darstellung wurde die Entstehung der Säulenbildung und deren Zerfall zu Basaltschutt erläutert. Der Fuchsstein, in der Nähe der Wasserkuppe gelegen, weist Relikte eines Lavastroms auf, am Abhang des Pferdskopf kann man die Front eines Lavastroms entdecken. Der auflässige Steinbruch am Gebirgsstein in den Schwarzen Bergen lässt Reste eines Schlackenkegels erkennen, zeigt also Relikte der Füllung eines Vulkantrichters. Im Bereich der Kuppenrhön gilt die Milseburg, wie wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt haben, mit ihren dicken, am Gipfel leicht nach Osten geneigten Säulen als Zentrum des Rhönvulkanismus. Neben Quellkuppen, zu denen außer der Milseburg beispielsweise auch der Große Ziegenkopf gehört, gibt es sogenannte Staukuppen. Letztere bilden keine Säulen, sondern eine plattenförmige Oberfläche aus. Nicht unerwähnt blieb die Steinwand, die, so Prof. Flick, in die Liste der nationalen Geotope aufgenommen werden soll. Diese imposante „Wand“ erstreckt sich über eine Größe von 600 x 300 Metern und setzt sich aus unterschiedlich stark geneigten Phonolithsäulen zusammen. Die Stellung der Säulen deutet darauf hin, dass es sich nicht um eine senkrecht stehende Spaltenfüllung handelt, sondern um den Rand eines flach schüsselförmigen Intrusionskörpers, einen sogenannten Lopolith, handelt.

Von der hessischen in die thüringische Rhön führte der sich anschließende Vortrag von Frank Gümbel, der über den ehemaligen Maarsee bei Klings berichtete – ein Gebiet, das übrigens im 18. Jahrhundert zum Bistum Fulda gehörte. Heute findet sich an der genannten Stelle zwischen Klings und Diedorf ein Basalt-Steinbruch. Anhand von Schnitten konnte verdeutlicht werden, dass der Basalt hier teilweise bis an die den Basalt umgebende vulkanische Brekzie abgebaut wurde. Bei diesem Basaltvorkommen handelt es sich um Magma, das vor fast 20 Millionen Jahren aus dem Erdinneren aufgestiegen war und in der Hohlform eines Maarvulkans erstarrte. Durch diese Eruption wurde ein Maarsee, der sich in einer Ruhephase nach einer ersten Eruption des Vulkans gebildet hatte, zerstört. Als Maare werden große trichter- bis wannenförmige Vertiefungen in der Erdoberfläche bezeichnet, die einen ganz besonderen Vulkantyp darstellen.                                                                                                    

Verschiedene Seesedimente, wie Reste von Wasserulmen und Schilf sowie von Rüsselkäfern, Wanzen, Fröschen und Eier von Wasserflöhen belegen eine längere Existenz dieses Maarsees  und lassen Rückschlüsse auf die Gestaltung der ihn umgebenden Landschaft zu. Gümbel ist es ein besonderes Anliegen, dass dieser Aufschluss als herausragendes Geotop unter Schutz gestellt und nach Beendigung des Steinbruchbetriebs als Maarsee renaturiert wird.

Ferner wurde auf den südlich von Vacha am Nordrand der thüringischen Rhön gelegenen Dietrichsberg eingegangen, der ähnliche Verhältnisse aufweist. Als in diesem Bereich in den Jahren 1977/78 Vorerkundungen für den Basaltabbau stattfanden, wurden auch hier, so Gümbel, feingeschichtete Seesedimente mit Resten von Flügelfrüchten, Wildbienen, verschiedenen Käferarten, Libellen sowie Fledermaus- und Schildkrötenreste gefunden, die eine Rekonstruktion der Landschaft dieses Maars am Dietrichsberg ermöglichten.

Den Abschluss der diesjährigen Wissenschaftlichen Tagung bildete Kerstin Bär, von der Vulkanologischen Gesellschaft, die sich mit den Zuhörern auf eine Spurensuchen nach Vulkangebieten im benachbarten Vogelsberg begab. Zunächst verdeutlichte eine geologische Übersichtskarte, dass dieses Vulkangebiet als nördliche Verlängerung des Oberrheingrabens anzusehen ist und einen Durchmesser von rund 60 Kilometern aufweist. Basaltblöcke, Säulenbildungen und Basaltwände sind auch im Vogelsberg zu entdecken, wozu eine Reihe von Beispielen, wie die 40 Meter mächtigen Basalte bei Hanau-Steinheim und der Wilde Stein bei Büdingen angeführt wurden.   

Da der Vogelsberg weithin eingebrochen und abgetragen wurde und daher heute ziemlich flach erscheint, erinnert er auf den ersten Blick an einen Schildvulkan. Allerdings waren die vorkommenden Lavaströme häufig recht zähflüssig, was gegen Schildvulkanismus spricht. Der Vogelsberg weist aber auch einen anderen Aufbau als ein Schichtvulkan auf. Geologische Karten zeigen vielmehr, dass mehrere Hundert bis Tausend kleine Vulkane bzw. aschespuckende Löcher, die über mehrere Millionen Jahre aktiv waren, die Vulkanlandschaft des Vogelsbergs kennzeichnen.                                                                                                   

Im Anschluss an die Vorträge war es den Teilnehmern möglich, im Vonderau Museum gemeinsam eine Foto-Ausstellung zu bemerkenswerten Geotopen zu besuchen. Diese Ausstellung kann von Interessierten noch bis zum Ende des Jahres besucht werden.

Ute Lange         



Jörg Burkard begrüßt die Anwesenden



Die Wissenschaftliche Jahrestagung fand mit ca. 60 Teilnehmern guten Anklang.



Prof. Dr. Heiner Flick erläutert den Vulkanismus der Rhön.



Frank Gümbel spricht über den Maarsee bei Klings.



Der Steinbruch zwischen Diedorf und Klings heute;
Foto: L. Schmidt


Möglichkeit zur Renaturierung des Basalt-Steinbruchs bei Klings nach Beendigung des Steinbruchbetriebs (Foto/Illustration: F. Gümbel).



Kerstin Bär referiert über den Vulkanismus im Vogelsberg

 

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