Als Auftakt ihres Jahresprogrammes besuchten Mitglieder des Vereins für
Naturkunde in Osthessen e.V. (VNO) das Vulkaneum und ausgewählte Geotope
in Schotten. Ihr Interesse galt vor allen der vulkanischen Geschichte
des Vogelsbergs, die im vergangenen Jahr bereits im Rahmen einer
Exkursion in Herbstein beleuchtet wurde. Am Vormittag stand das
Vulkaneum auf dem Programm, dessen Ausstellung genutzt wurde, um eine
anschauliche Einführung in die Region zu geben.
Der einführende Film zeigt unterschiedliche
Arten von Vulkanausbrüchen im Vogelsberg. In der Ausstellung findet man
sie an verschiedenen Stellen wieder – zum Beispiel sind ihre Zeugnisse
in Form typischer Gesteine vorhanden. Ein Modell mit Decken und
Filzlagen sowie drei stellvertretenden Ausbruchszentren verdeutlicht den
Aufbau des Vogelsberg-Vulkangebietes. Zwei Stunden waren schnell vorbei,
weil es an vielen Stationen Rückfragen gab. Diese betrafen zum Beispiel
das damals vorhandene Leben, das durch Fossilien belegt ist, das Alter
des Vulkanismus (etwa 19 bis 15 Millionen Jahre) oder die Bedeutung des
Untergrunds für die Grundwasserstockwerke.
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Die Ergebnisse
unterschiedlicher Arten von Vulkanausbrüchen sind in der Ausstellung zu
finden. Kisten beim "Geologen-Transporter" oder das Modell oder das
Modell vorne bieten schon vieles.
(Foto: W. Reus)
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Nach einem ausgiebigen Mittagessen ging es
dann noch „ins Gelände“. Dem Schmuddelwetter zum Trotz wurden noch drei
Geotope im Raum Schotten besucht. Alle drei waren in der vulkanisch
aktiven Zeit Lavaströme, deren geschmolzenes Gestein später zu Basalt
erstarrte. Die drei Geotope zeigen sehr unterschiedliche Aspekte.
Die Felsen der Alteburg zeigen sehr eindrucksvoll ungefähr senkrecht
stehende, dicke Säulen, wie sie für Lavaströme typisch sind. Die Felsen
bilden außerdem eine Geländekante, ähnlich wie andere Lavaströme, die
vom Rand her abgetragen werden (z.B. auch die „Uhuklippen“). Zeugnis der
Abtragung sind die bemoosten Basaltblöcke, die direkt vor der Felswand
liegen. Das Gestein ist ein dichter Basalt, weitgehend porenfrei und bei
frischen, trockenen Bruchflächen glitzern Feldspat-Kristalle in der
Sonne – dafür reichte das Licht an dem Tag aber nicht.
So ging es weiter zum nächsten Standort. In dem kleinen Steinbruch „an
der Warte“ ist ein dünnflüssiger Lavastrom zu sehen. Dies verdeutlichte
Kerstin Bär, Mitglied der Dt. Vulkanologischen Gesellschaft e.V., die
die Gruppe führte, anhand bestimmter Merkmale. Die Oberfläche eines
solchen Lavastroms besitzt eine Art „Puddinghaut“, die sich beim Fließen
in Falten gelegt hat. Ein Basaltblock, der das sehr schön zeigt, ist im
Vulkaneum zu sehen und stammt aus Londorf. An der Warte sieht
man dagegen den inneren Teil eines solchen Lavastroms. Das poröse
Gestein würde von manchen Zeitgenossen vielleicht für einen „Tuff“
gehalten, doch es handelt sich tatsächlich auch um Basalt. Tuff nennt
man Gesteine, die durch Verfestigung von feinen vulkanischen Aschen
explosiver Ausbrüche entstanden sind. Tuffe sind durch die 15 Millionen
Jahre der Abtragung im Vogelsberg meist nicht mehr an der Erdoberfläche
zu finden. Die letzte Station war ein kleiner Steinbruch in
Privatbesitz, wo man eine andere Art von Lavastrom bewundern kann. Die
meisten Lavaströme sind beim Fließen schon so zähflüssig, dass ihre
erkaltende Oberfläche zerbricht. Ihr Aufbau ähnelt einem riesigen
Streuselkuchen. Oben sind Bröckchen verschiedener Größe zu finden (bei
der Lava stark porenhaltig im Gegensatz zu echten Streuseln). Darunter
ist eine dichtere Masse. Beides kann mehrere Meter dick sein. Da ein
solcher Lavastrom in Bewegung ist, werden die „Streusel“ der oberen Lage
teilweise in den „Teig“ darunter eingemengt. Dies war in dem kleinen
Steinbruch gut zu sehen. Kaum erkennbar war aufgrund der Feuchtigkeit,
dass der Basalt dieses Steinbruchs sogenannten „Sonnenbrenner“ zeigt.
Das sind kleine helle Flecke, die durch ein wasserhaltiges Mineral
entstehen. Sie zeigen den Beginn des Zerfalls eines Basaltes und machen
ihn weitgehend wertlos für die Verwendung im Baugewerbe. Im Vulkaneum
sind schöne Stücke mit Sonnenbrenner zu sehen, aber da man im Rahmen
einer Führung nicht alles zeigen kann, hatte die Gruppe diese Stücke
„verpasst“ – vielleicht für manche Teilnehmer ein Anlass für einen
zweiten Besuch.
Kerstin Bär
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Vor einigen
Millionen Jahren hätte uns hier ein glühender Lavastrom unter sich
begraben. Die Säulen bildeten sich beim Erkalten - senkrecht zur
Oberfläche und der Basis.
(Foto: W. Reus)
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