Wissenschaftliche Jahrestagung des Vereins für Naturkunde in Osthessen am 9.10.2022

Faszinierend sind die Fotos, die die drei auf der Wissenschaftlichen Jahrestagung des Vereins für Naturkunde (VNO) anwesenden Naturfotografen präsentierten. Die Veranstaltung fand im Kanzlerpalais statt, wo Elmar Kramm, 1. Vorsitzender des Vereins, eine Reihe sehr interessierter Besucher begrüßen konnte. Nach der Begrüßung gewährte Marc Streit in seinem Vortrag grundlegende Einblicke in die Aufnahmetechnik der digitalen Astrofotografie. Was unterscheidet die Astro- von der Tageslichtfotografie? Wie wird aus scheinbarem Rauschen eine farbenfrohe Aufnahme und welche Schritte sind dafür notwendig? Mit der Beantwortung dieser und weiterer Fragen verdeutlichte der Referent, dass die digitale Technik dem Amateurbereich mittlerweile Aufnahmen ermöglicht wie sie früher nur von großen Sternwarten aus möglich waren. Obwohl es etwa 15 bis 20 Stunden von der Rohaufnahme über ein gestacktes Summenbild bis hin zum fertigen Foto dauert, konnte Streit sicherlich den ein oder anderen ermuntern, sich selbst den Herausforderungen der Astrofotografie zu stellen.

Überraschende Schönheiten und Details von Tieren und Pflanzen, an denen man im Alltag achtlos vorbeigeht, kann der Betrachter in den Fotografien von Dr. Friedrich Bielert aus Braunschweig entdecken. Bielert setzt die Aufnahmetechniken des Focus Stacking ein, bei der Hunderte Aufnahmen zu einem scharfen Bild vereint werden. So erscheint der nur gerade einen Millimeter große Pseudoskorpion als bedrohlicher Jäger mit muskulösen Scheren, ein winziger Orchideensamen wird zu einem leuchtenden Edelstein, der Kopf einer Stechmücke ist beschuppt wie ein Schmetterlingsflügel.

Angesichts der rapiden Abnahme von Biodiversität in Europa und Deutschland, bei der durch Lebensraumverlust, Landschaftsfrakturierung, kritische Verkleinerung und Isolation von Populationen sowie dem massiven Einsatz von Herbiziden und Insektiziden der Artenrückgang noch potenzieren wird, entführte Gerald Reiner aus Gießen die Besucher zu 21 großartigen europäischen Schauplätzen und Lebensräumen. In Norwegen und Finnland beginnend bis zu den Pyrenäen erstreckte sich die Reise, die tiefe Einblicke ins Leben und Treiben der gefiederten Biodiversität ermöglichte - von Raufußhühnern und Eulen der Taiga bis zu den Geierarten der Pyrenäen und der Artenvielfalt Südosteuropas. Im Gegensatz zu den ersten beiden Referenten, bei denen die Erstellung der Fotos mit einem hohen technischen Aufwand verbunden ist, geht es hier vor allem um die Nähe, die zum Objekt herstellt werden muss. Reiner berichtete dabei auch von Schwierigkeiten oder besonderen Vorkommnissen, die die Entstehung der Fotos teilweise begleitet haben.

Ute Lange

 



 

 

Aufnahmen rechts neben dem Text (nacheinander): Marc Streit, Friedrich Bielert und Gerald Reiner beim Vortrag, Fotos: Ute Lange

Foto oben: Referenten der wissenschaftlichen Jahrestagung 2022: Prof. Dr. Gerald Reiner, Elmar Kramm, Marc Streit und Dr. Friedrich Bielert (von links)

Foto oben rechts: Pseudoskorpion, Aufnahme: Dr. Friedrich Bielert

 

 

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