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Wissenschaftliche Tagung
am 29. Oktober 2017
im Lesesaal der Hochschul-  und Landesbibliothek Fulda
 

Die wissenschaftliche Jahrestagung des VNO widmete sich in diesem Jahr dem Themenkomplex "Eulen", von denen in Deutschland insgesamt zehn verschiedene Arten vorkommen. Mit Martin Hormann von der Staatlichen Vogelschutzwarte in Frankfurt konnte ein Referent gewonnen werden, der sich bestens mit dieser Artengruppe auskennt und sowohl seine Fachkenntnisse als auch seinen umfangreichen Erfahrungsschatz an die zahlreich gekommenen Zuhörer mit Hilfe von Fotos, Diagrammen, Tabellen und Graphiken weitergab.

Nach der Begrüßung von Jörg Burkard ging Hormann zunächst auf die Biologie, Verbreitung und Bestandssituation des Sperlingkauzes in Hessen ein. Diese kleinste, etwa starengroße, im Flug an eine Fledermaus erinnernde Eulenart ist auf Fichtenbestände als Habitat angewiesen. Hier brüter die Art ausschließlich in Buntspechthöhlen, wobei stets mehrere Höhlen, die als Brut- Depot- und Schlafplätze fungieren, wichtig sind. Für den Bestand dieser Art ist die Erhaltung solcher Höhlenzentren von großer Bedeutung, so dass die Zukunft der Art direkt mit forstlichen Konzepten gekoppelt und ein Verlust von Höhlenzentren durch den Abtrieb von Fichten zu vermeiden ist. Gebiete wie der Gieseler Forst sind prädestiniert für das Vorkommen des Sperlingkauzes, da hier Fichtenaltbestände, Fichtenjungholz, Freiflächen und Fließwassersysteme vorhanden sind.
Jörg

Jörg Burkard begrüßt die zahlreichen Gäste
Foto: Melanie Heil
 

Der Raufußkauz, der wie der Sperlingskauz als Eiszeitrelikt gilt, hat sein Hauptverbreitungsgebiet in Skandinavien. In Deutschland ist er in Fichtenwäldern verbreitet, aber auch auf Buchen angewiesen.
Hier belegt er die Schwarzspechthöhlen. Morphologisch ist er gut an die nächtliche Lebensweise angepasst und verfügt über eine sehr gute Hörleistung. Ausführlich ging der Referent auch bei dieser Art auf die Lebensweise, das Brut- und Jagdverhalten ein. Es konnte beobachtet werden, dass sich die Habitate der beiden bisher vorgestellten Arten stellenweise überlappen, der Sperlingskauz aber dem Raufußkauz ausweicht.

Zu den häufigsten Arten in unserem Naturraum zählt der Waldkauz. Diese Spezies mit rundem Kopf ohne Federohren, dunklen Augen und rindenfarbigem Gefieder kommt vor allem am Waldrand vor, da sie zum Jagen in die offene Landschaft ausfliegt. Der Waldkauz brütet auch in großen Baumhöhlen im Siedlungsraum und in Parkanlagen. Verluste erfährt er neben den natürlichen Feinden durch Straßen- und Bahnverkehr, intensive forstwirtschaftliche Maßnahmen und chemische Mäusebekämfung.

 

 

Die Königin der Nacht, der Uhu ist die größte Eulenart, die in Deutschland aufgrund ihrer positiven Bestandsentwicklung mittlerweile weit verbreitet ist. Eine systematische Erfassung der Brutstandorte in Hessen stellt eine gute Übersicht über den Uhubestand und die Wiederbesiedlung seit 1970 dar, die durch einen stetigen Aufwärtstrend gekennzeichnet ist. Bevorzugte Bruthabitate sind Steinbrüche. Darüber hinaus finden sich Brutplätze auch an Wurzeltellern, am Waldboden und in Felsnischen. Allerdings ist der Uhubestand vielfältigen Störungen ausgesetzt wie durch Geocaching, Baggerverkehr, Freizeitnutzung, Klettern, Abbruch und Verfüllung von Steinbrüchen. Gefahr geht zudem von Strommasten und  Wind-kraftanlagen aus. Wenngleich der Uhu einen guten Erhaltungszustand aufweist, kann sich dieser aufgrund der Gefährdungen auch schnell wieder umkehren. Von daher bedarf der Uhu wie auch alle anderen zuvor genannten Eulenarten, unseres besonderen Schutzes.

Im Gegensatz zum Uhu hat die Schleiereule in ihrem Bestand stark abgenommen, befindet sich somit im Abwärttrend. Sie ist als Kulturfolger eng an den dörflichen Lebensraum angepasst und brütet fern des Waldes als Nischenbrüter vor allem an Gebäuden. Dadurch, dass sich die dörflichen Strukturen grund-legend verändert haben, zeigt der Bestand der Schleiereule große Verluste und ihre Zukunftsaussichten sind als relativ schlecht anzusehen.

Eine weitere Art war der Steinkauz und dessen Wiederbesiedlung im Landkreis Fulda. Als Steppenbe-wohner lebt er bevorzugt in offener Landschaft. In Hessen ist der Steinkauz ein reiner Streuobstbewoh-ner. Der Bestandsrückgang des Steinkauzes ist eng mit der zunehmenden Nutzungsaufgabe der Obstbe-stände verknüpft. Daher erscheinen Pflegemaßnahmen wie Mahd oder Beweidung erforderlich, denn Streuobstwiesenschutz bedeutet Steinkauzschutz.
An den sehr engagierten, lebendigen, praxisnahen und mit eigenen Erfahrungen und Geschichten versehenen Vortrag schloss sich eine anregende Diskussion an.                                                U.L.
 






 






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